Marianne Hagemann stellt "Spirit Birds" in der Kunstgrenze Galerie aus

Die Bilder von Marianne Hagemann sind als Metaphern zu lesen, als sinnenhaft gestaltete, häufig in schwebender Leichtigkeit erscheinende Zeichen, deren Aura sich öffnet für mitschwingende Bedeutungen. In ihrer metamorphischen, poetischen Verdichtung sind sie der Poesie verwandt, einer Quelle der Inspiration der Künstlerin. Sie repräsentieren jene geistigen Räume, in denen die Suchbewegungen von Marianne Hagemann ihren Ausgang nehmen.

Diese sich im Bildnerischen zwischen Spontaneität und Formbewusstsein äußernden Suchbewegungen sind Ausdruck eines tieferliegenden Bedürfnisses: Der existenziellen Grundfrage des Menschen nachzuspüren, seinem Woher und Wohin. Philosophie und Dichtung, insbesondere auf Fragen des Sehens ausgerichtete Studien und Gedichte der Lyrikerin Hilde Domin beschreiben den Horizont, vor dem sich die gedankliche Auseinandersetzung der Künstlerin mit den Grundfragen des Seins bewegt.

Poetisierung bedeutet im malerischen Zusammenhang, dass sich das Dingliche aus der Konzeption transparenter Farbschichten, Farbbezüge und farblicher Bewegungswerte formuliert. Dabei erweist sich die Beziehung zwischen Form und Bildraum als zwingend. Die visuelle Dynamik der Farbbeziehungen wandelt Hell-Dunkel-Kontraste, Kühle und Wärme in Nähe und Ferne, in gegenseitiges Steigern und Abschwächen, in Momente der Schwere und Passagen des Aufstrebens. Die Farbe Weiß wirkt auratisierend und bewirkt in ihrer Tendenz zur Ausdehnung eine Anmutung von Zeitlosigkeit, Licht und Stille; Verfestigung und Verflüssigung der Farbe wirkt im Wechsel form- und raumbildend zugleich.

Text Bernd Storz